Ferien in Dänemark – für uns Schleswig-Holsteiner gehörte das zur Kindheit wie Eis und Schwimmbad. Meist auf dem Zeltplatz. Sonne, Strand, Softeis und der Geruch von Sonnencreme prägten meine frühkindlichen Urlaubserinnerungen an unser nachbarliches Königreich. Jetzt bin ich selbst Mutter und erlebe ein Revival meiner früheren Urlaubsliebe. Denn neben barfuß im Sand zu spielen und Lakritze zu schlecken, hat Dänemark auch ganz viel für Erwachsen zu bieten.
Ehrenberg Kommunikation hatte mich auf eine Pressereise nach Dänemark eingeladen. Mit einem VW-Bus und drei netten Kollegen fahren wir hoch nach Esbjerg. Dort fährt wie fast überall in dänischem Gewässer die Fährgesellschaft Faergen. In ca. zwölf Minuten erreichen wir ganz bequem Nordby auf dem wunderschönen Fanø, der nördlichsten Wattenmeerinsel Dänemarks.
Strand, Nordsee, Watt und Weite
Fanø liegt nördlich von Sylt und ist doch ganz anders. Die Strände sind einfach wahnsinnig lang und breit. Wer zum Strand geht, muss sich darauf einstellen, noch eine ganze Strecke weiter bis zum Meer vor sich zu haben. Ist als Familie schon doof, wenn man Sonnenschirm, Strandmuschel, Kühlbox, Schaufel, Eimer, Picknick usw schleppen muss. Ach nee! Auf Fanø fährt man ganz bequem im Auto auf dem Strand. Jawohl, so viel Platz ist hier!
Ein Städtchen voller Hygge
Nordby ist ein schnuckeliges Hafenstädtchen mit vielen romantischen Reetdachhäusern in den buntesten Farben und ganz viel Hygge – der typisch dänischen Gemütlichkeit. Eis essend, durch enge Gassen schlendernd oder in feinen, kleinen Geschäften stöbernd kann man hier einen Tag verbringen. Stress wird irgendwie auf der Fähre herausgefiltert. Große Kaufhäuser gibt es nicht, dafür viele kleine Läden mit Kunst und Mode. Und ganz oft blitzt das Meer am Horizont durch. Hach, ich liebe diese kleinen, dänischen Städtchen!
Safari auf dem Meeresgrund
Back to business! Ich bin schließlich auf Entdecker-Tour hier. Wir fahren nach Sønderho und treffen dort am Strand Jesper Voss, den Fanø Oyster King. Jesper war mal ein gestresster Workaholic, bis der gebürtige Däne vor elf Jahren nach Fanø zog, um wieder mehr Ruhe in sein Leben zu bringen. Jetzt macht er Austern-Safaris, auf denen jeder im Watt so viele Schalentiere sammelt, wie er möchte und sie anschließend am Strand grillt und mit Weißwein herunter spült. Oder er führt Besucher ins Watt. Heute soll Jesper uns zu den Sandbänken mit den Robben bringen, die vor Fanø leben.
Es ist windig und der Regen lässt nicht nach. Mit Gummistiefeln und Regenmantel ausgerüstet treffen wir uns am Strand. 1,7 km sollen wir über den Nordseeboden laufen. Schon im ersten Priel schwappt mir ein kleiner Teil der Nordsee in die Gummistiefel rein. Macht nix, das Wasser wärmt sich auf. Jesper legt ab und zu Stopps ein und verrät uns die Geheimnisse des Wattenmeers, das übrigens zum Unesco-Weltnaturerbe gehört und somit in einer Liga mit dem Great Barrier Reef spielt. Mittlerweile bin ich bis auf die Haut durchnässt – zum Glück sind Wind und Regen relativ warm.
Der Weg durch Regen und Wind hat sich gelohnt! Wir kommen an eine Meeresrinne, sechs Meter tief und ca 100 Meter breit. Auf der anderen Seite ist eine große Sandbank, darauf lümmeln sich tatsächlich dicke, runde Robben. Rund 3.000 Tiere leben hier in der Nordsee. Und weil sie nicht gejagt werden dürfen, stört sie menschlicher Besuch auch nicht. Strandbesucher werden von der Rinne aufgehalten, den Abstand zwischen Mensch und Robbe bestimmt immer das Tier. Die Robben hören Jespers Stimme – die neugierigen Tiere robben ein paar Meter über den Sand und lassen sich ins Wasser gleiten. Sofort verändern sich die plumpen Wesen in eleganten Schwimmer. Fünf Robben kommen auf uns zu, blinzeln immer wieder neugierig aus dem Wasser. Eine Kegelrobbe ist besonders interessiert, sie kommt bis auf wenige Meter zu uns heran und zeigt sich ausführlich von allen Seiten. Gefüttert werden die Robben hier nicht, sie nähern sich den Menschen aus ganz freien Stücken.
sorgenfrei unterwegs Spezial-Tipp für Hungrige nach der Wattwanderung:
Mittagessen bei Rudbecks (Hovedgaden 90, in Nordby)
Das kleine Café/Shop/Restaurant hat einfach unglaublich gutes Essen.
Einfach, viel, köstlich und mit allem, was Insel und Meer hergeben.
Mystische Waldwesen zum Klettern und Toben
Ein super Familien-Ausflugsziel auf Fanø ist übrigens der Waldspielplatz (Nähe Paerleberg, rechts von der Schnellstraße zwischen Rindby und Sønderho). Er ist fast nur aus Naturmaterialien gebaut und bietet neben bequemen Extras (Bollerwagen am Eingang, reetgedeckte Grillhütten mit Grill, Tischen und Bänken, alles ist kostenlos) auch ein bisschen Kultur. Jedes Jahr werden von internationalen Holzkünstlern Spielgeräte oder Skulpturen angefertigt. Drachen, Feen, Eulen oder wundersame Waldwesen stehen auf diesem durch Tannen und Sträucher geschützten Fleckchen Erde. Egal ob Hitze oder Wind – hier spielt es sich immer ganz hyggelig. Wir waren mit unseren Kindern und Freunden sogar schon mal Anfang Januar da und konnten uns richtig warm spielen.
Womit brauen Dänen Bier? Mit viel Fantasie!
Ach ja, wenn Jesper nicht gerade Austern sammelt oder Robben besucht, trinkt er Bier. Nicht zum Vergnügen, sondern beruflich (der Mann weiß wirklich, wie man lebt). Er arbeitet bei Fanøs einziger Brauerei, dem Bryghus in Nordby (Strandvejen 5). Mit dem amerikanischen Braumeister Ryan erlaubt sich das Team fantasievolle Bierkreationen wie Whiskey-, Heide-, Auster- oder Lakritzbier. Kleine Seitenhiebe gegen amtierende Politiker werden als z.B. „Mango Mussolini“ in Flaschen gefüllt (schmeckt auch nach Mango und erstaunlicherweise sehr gut). Neben viel Spaß entsteht hier aber auch echte Qualität. Sogar für das weltbeste Restaurant noma in Kopenhagen wurde schon ein Bier gemacht.
Übernachtet habe ich übrigens auf dem Feldberg Familie Camping. Der liegt zwischen Nordby und Rindby Strand und ist sehr gut ausgestattet. Die Duschen sind sauber und geschmackvoll gefliest – deutlich hübscher als die Campingduschen, die ich noch aus den 90ern kenne. Und wer nicht zelten mag, der kann eine Hütte mieten. Einige haben sogar ein eigenes Bad. Eine echte Alternative zum Ferienhaus (ab 45 €/Nacht oder 270€/Woche).
So, das war mein dänischer Inselbesuch in der Nordsee.
Als nächstes geht´s rüber in die Ostsee, auf das wunderschöne, bunte Langeland. Aber lest selbst: sorgenfrei unterwegs auf Langeland
[…] So, das war mein dänischer Inselbesuch in der Ostsee. Vorher war ich schon in der Nordsee, auf dem wunderschönen, hyggeligen Fanø. Dort habe ich ein paar Meeresbewohner besucht (und ein paar gegessen). Aber lest selbst: Fanø […]
Du schreibst sooo toll, Nadine! Ich freue mich immer, wenn es etwas neues gibt😊
Oh, ich danke dir!!!
Bald gibt es mehr 🙂