Frankreich! Die Provence! Lavendelfelder, malerische Städte und dann auch noch eine Jeep-Safari in die Camargue. Manchmal kann das Leben perfekt sein 🙂
Auf meiner Flusskreuzfahrt mit der A-Rosa auf der Rhone gab es einen ganz besonderen Ausflug: Von der bezaubernden Künstlerstadt Arles aus starten wir eine Jeep-Safari durch die Camargue.
Die faszinierende Landschaft der Camargue
Eingebettet zwischen den Flussarmen der Rhone, liegt die Camargue. Dieser 85.000 Hektar große Naturpark erscheint mir wie eine ganz eigene, schroff-romantische Welt. Es ist sumpfig, weitläufig, heiß und mit den vielen Reisfeldern ein wenig exotisch. Schilfbüschel, Bockshornklee und Salzkraut (Salicorna) wachsen in den Sümpfen, mitten in der Camargue, liegt der Vaccares See. Die weitläufige, stille Landschaft wird von Melancholie und Poesie umgeben. Ihre mysteriöse Magie wird durch die ungewöhnlichen Lichteinflüsse noch faszinierender. Und dann entdecke ich sie zwischen den grün-beigen Gräsern: die berühmten Schimmel der Region, die wunderbaren Camargue-Pferde.
Stiere und Pferde der Camargue
Auch wenn es so wild-romantisch aussieht: Frei lebend sind die Camarguepferde nicht. Sie werden hier auf den zahlreichen Gestüten gezüchtet, traditionell für die Manadiers, die lokalen Stierhirten. Die etwa 1,30 Meter hohen, schwarzen Camargue-Stiere werden in ganz Frankreich verehrt wie Popstarts. Bei den Stierkämpfen, den „Course Camarguaise“, bekommen die Stiere an ihre rassetypischen aufrecht in den Himmel ragenden Hörner bunte Bänder gebunden, die „Cocarde”. Ziel der mutigen „Raseteurs“, den Stierkämpfern der Camargue, ist es, die Cocarde abzureißen. Am Ende des unblutigen Kampfes verlässt der Stier lebend und meist als begeistert gefeierter Sieger die Arena. Die erfolgreichsten Tiere haben Fanclubs, Facebook-Profile und können ihre Züchter reich und berühmt machen. Stirbt ein solcher Star-Stier an Altersschwäche, bedankt sich sein Besitzer oft mit großer Symbolik: Er beerdigt sein Tier nach alter Tradition aufrecht stehend und mit dem Blick in Richtung Meer. Oft wird auf dem Grab anschließend eine Skulptur des Tieres aufgestellt. Ehre, wem Ehre gebührt.
Portugiesische Stiere als Babysitter
Neben den schwarzen Camargue-Stieren werden hier auch einige spanischen Stiere gezüchtet. Zu unterscheiden sind sie an den Hörnern, die statt nach oben nach unten und schräg vorn zeigen. Spanische Stiere sind auch deutlich massiger. Dazu gibt es auf vielen Weiden mit spanischen Tieren oft auch portugiesische Stiere. Sie sind noch größer und haben den vielleicht anstrengendsten Job: Babysitter. Spanische Stiere gelten nämlich als sehr aggressiv. Bei Rangeleien unter den Jungtieren gibt es oft Verletzungen und mit ihrer puren Anwesenheit und Körpermasse schüchtern die Portugiesen die Jungspunde ordentlich ein und sind exzellent als Streitschlichter.
Camarguepferde sind harte Arbeiter
Um die Aufzucht und Karriere der Stiere zu ermöglichen, braucht man die Camargue-Pferde. Damit die Stiere nicht zahm werden und sich im Kampf wild zeigen, sollen sie in ihrem Leben so wenig wie möglich von Menschenkontakt haben. Auf dem Weg zu neuen Weiden oder den Arenen, nehmen die berittenen „Manadiers“ die Stiere in ihre Mitte – oft über viele Kilometer und durch die kleinen Städte der Camargue.
Reiten in der Camargue
Neben ihrer Hüteaufgabe haben die Camargue-Pferde aktuell noch einen weiteren Job: im Tourismus. Ich hatte zwar nicht das Vergnügen, selbst durch die Camargue zu reiten, aber das hole ich sicher beim nächsten Mal nach! Vom Jeep aus haben wir so einige Reiter gesehen – es muss eine wunderbare Art sein, die Sumpflandschaft zu entdecken oder den Strand zu genießen. Und: Die rosafarbenen Flamingos, die in Schwärmen in dem niedrigen Wasser der Sümpfe und Seen stehen, lassen Pferde und Reiter viel dichter an sich heran kommen als große gelbe Autos.
Warnung! Man kann auch Fahrräder mieten und durch die Camargue fahren. Würde ich aber nicht machen, denn
1. sind die Sandwege recht tief, schwer zu befahren und sehr staubig
2. gibt es kaum Schatten
3. Wurde wirklich schon mal ein radelndes Pärchen von einem ausgebüxten Stier überrascht. Die Frau konnte sich in Sicherheit bringen, der Mann leider nicht …
Tipp: Die Provence ist mit 2.600–3.000 Stunden im Jahr die sonnenreichste Gegend Frankreichs. Bereits im April ist es 27 °C heiß und wärmer. Ich würde die Camargue im warmen Frühling und milden Herbst bereisen. Dann ist auch der Touristen-Andrang nicht so hoch. Gut zu wissen: Die sumpfige Camargue ist beliebter Brutplatz für Mücken. Im Sommer kann man es angeblich dort kaum aushalten. In der ganzen Provence gibt es wunderbare Gästehäuser, Hotels und Campingplätze. Wer Lust hat, kann Themenreisen wie Weintour, einen Lavendel-, Koch- oder Kreativurlaub oder Eselwandern unternehmen (www.provence.de).